Only Murders in the Building: Was die Serie uns über Identität & Selbstwertgefühl lehrt

Ehrlich gesagt habe ich die Serie „Only Murders in the Building“ nur angefangen, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Aber wow. Ich wurde angenehm überrascht.

Die Besetzung ist brillant. Die Geschichte ist originell. Und die skurrilen Charaktere der Show machen sie wirklich besonders.

Das Tüpfelchen auf dem i: Die Serie lehrt uns etwas über Identität und Selbstwertgefühl – etwas, mit dem (erwachsene) Kinder alkoholkranker Eltern oftmals zu kämpfen haben.

Über die Serie Only Murders in the Building & ihre wertvolle Lektion

In der Serie Only Murders in the Building dreht sich alles um die drei Bewohner:innen des Gebäudes Arconia in Manhattan, New York: Marbel, Oliver und Charles.

Die junge Marbel, die das Appartment ihrer wohlhabenden Tante renoviert, der quasi-berentete Schauspieler Charles und der in finanzielle Nöte geratene Broadway-Direktor Oliver könnten nicht unterschiedlicher sein.

Eigentlich verbindet die drei Nachbarn nicht viel miteinander – bis auf ihre gemeinsame Leidenschaft für den beliebten True Crime-Podcast Nicht alles ist ok in Oklahoma.

Nachdem der Tod eines Arconia-Bewohners namens Tim Kono von der Polizei vorschnell als Suizid abgetan wird, ist es also nur logisch, dass die drei ihre eigenen Ermittlungen starten… und ihre Erkenntnisse in einem Podcast mit der Welt teilen.

Unser Selbstwert ist ein Gebäude

Das Arconia-Gebäude spielt in der Serie eine zentrale Rolle. Es ist der Schauplatz des Mysteriums rund um den Mord an Tim Komo. Dadurch bildet das Gebäude den Dreh- und Angelpunkt für die Ermittlungen der drei Hauptfiguren.

Die Bedeutung des Ortes wird auch dadurch unterstrichen, dass das Arconia das Building im Titel ihres Podcasts Only Murders in the Building ist. Zudem ist es nicht nur das Zuhause von Marbel, Charles und Oliver, sondern auch die perfekte Metapher für unsere Identität.

Die Säulen der Identität nach Hilarion Petzold

Genau wie das Arconia mit seiner besonderen Architektur hervorsticht, kann unsere eigene Identität nach der Metapher des Psychologen Hilarion Petzold als ein Gebäude betrachtet werden. In dieser Metapher gleicht unsere Identität dem Dach, das auf die Unterstützung mehrerer wichtiger Säulen angewiesen ist, um stabil und fest zu stehen.

Jede dieser Säulen repräsentiert einen entscheidenden Aspekt unseres Lebens und unserer persönlichen Entwicklung, wie unsere Beziehungen, unser körperliches Wohlbefinden, unsere Arbeit, unsere Karriere, unser Erfolgsempfinden, unsere finanzielle Stabilität und die Werte und Ideale, die wir haben.

Was wir von Bunny Folger über die Gefahr instabiler Säulen lernen können

Die stets grantige Arconia-Bewohnerin Bunny Folger lernt aus erster Hand die Gefahren, seine Identität nur auf einer Säule aufzubauen. In einer eindrucksvollen Szene in der zweiten Staffel rät sie dem Kellner in ihrem Lieblingscafé:

Sie sollten nie nur eine Sache lieben. Denn wenn diese geliebte Sache dann weg ist auf einmal… tja… ist nichts mehr da. Und das ist echt scheiße.

Bunny Folger

Bunny ist nicht irgendeine Arconia-Bewohnerin. Sie ist die Vorsitzende des Gebäudes und darauf beruht ihre gesamte Persönlichkeit. Mit dem Ruhestand in Sicht hat sie jedoch keine Ahnung mehr, wer sie ist – was sie in ein tiefes Loch der Verzweiflung stürzt.

Das liegt daran, dass unsere Identität eng mit unserem Selbstwertgefühl verknüpft ist. Wenn wir kein klares Verständnis dafür haben, wer wir sind, können wir auch keine positive Einstellung zu uns selbst hegen.

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist sehr wichtig für unser Wohlbefinden. Wenn wir uns selbst schlecht fühlen, erleben wir oft negative Dinge wie starke Selbstkritik und können psychische Probleme entwickeln. Ein gutes Selbstwertgefühl hingegen hilft uns, erfolgreich zu sein und glücklich in Beziehungen, im Beruf und bei unserer Gesundheit zu bleiben.

Warum die Themen Selbstwert und Identität für Kinder alkoholkranker Eltern relevant sind

Studien zeigen konsistent, dass Kinder alkoholkranker Eltern mit Selbstwertproblemen kämpfen. Zudem scheinen sie dazu zu neigen, eine weniger stabile Vorstellung von ihrer eigenen Identität zu entwickeln.

Einer Studie von Maurach & Wohlstein aus dem Jahr von 2019 kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass junge Erwachsene, die als Kinder alkoholkranker Eltern aufgewachsen sind, größere Schwierigkeiten haben, ihre Identität zu entwickeln und andere wichtige Aufgaben im Erwachsenenalter zu bewältigen.

Im Vergleich zu Altersgenossen ohne diese Erfahrung kämpfen sie also besonders bei der Frage, wer sie sind und was sie im Leben erreichen wollen.

Laut der Studie haben sie Probleme bei der Bewältigung wichtiger Aufgaben des Erwachsenwerdens, wie etwa der Ablösung von den Eltern, dem Aufbau eines eigenen Haushalts, dem Aufbau stabiler Beziehungen und Freundschaften.

Die Studie weist darauf hin, dass Kinder alkoholabhängiger Eltern auch bei der beruflichen Orientierung Schwierigkeiten haben, wenngleich weniger stark ausgeprägt als bei den anderen Bereichen.

Der Appell der Bunny Folger: Stärke deine Säulen

Bunny Folger lehrt uns, dass unser Dach nur so stabil sein kann wie das Fundament, auf dem es steht. Wenn nur einige der Säulen robust sind, während andere bröckeln oder verfallen, besteht die Gefahr eines Einsturzes des Gebäudes.

Die Show lädt uns ein, über unseren eigenen „Identitätsbau“ nachzudenken. Legen wir zu viel Gewicht auf eine Säule und vernachlässigen die anderen? Stehen alle unsere Säulen stabil oder sind sie mürbe?

Bunnys Schicksal ist ein Appell. Beherzigt ihren Rat, um ein Los wie ihres zu vermeiden: Liebe nicht nur eine Sache. Baue deine Identität und dein Selbstwertgefühl auf mehreren Säulen auf. Auf diese Weise stärkst du deine Widerstandsfähigkeit – selbst angesichts unerwarteter Wendungen im Leben.

Quellen

Der Einfluss unseres Selbstwerts auf unser Leben: Orth, U., & Robins, R. W. (2014). The Development of Self-Esteem. Current Directions in Psychological Science, 23(5), 381–387.

Zusammenfassung der 1. Staffel: Recap & Chill (2022): Only Murders in the Building Season 1 Recap. Online verfügbar hier.

Die 5 Säulen der Identität: Petzold, H. (2003). Klinische Praxeologie: Lifespan developmental therapy (2., überarb. und erw. Aufl.). Integrative Therapie: Bd. 2,3. Junfermann. http://www.socialnet.de/rezensionen/isbn.php?isbn=978-3-87387-066-6

Studie über Identität: Maurach, L. M., & Wolstein, J. (2019). Identitätsentwicklung und Bewältigung weiterer Entwicklungsaufgaben bei Kindern alkoholkranker Eltern im Übergang zum Erwachsenenalter. Sucht.

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