Boby der Hund ist ein Bilderbuch für all diejenigen, die sich fragen, wie sie mit Kindern über elterliche Suchterkrankungen sprechen sollen.
Bobys Welt wird auf den Kopf gestellt, als sein geliebtes Herrchen Fred plötzlich nicht mehr dieselbe Fürsorge zeigt wie früher. Vergessene Spaziergänge, unausgefüllte Futternäpfe und ständig präsente, merkwürdig riechende Flaschen lassen Boby verwirrt und einsam zurück.
Die Leser:innen dieses Blogs werden schnell erkennen: Fred leidet an einer Suchterkrankung. Wie Boby damit umgeht und sich in dieser veränderten Welt zurechtfindet, steht im Mittelpunkt dieses einfühlsamen Bilderbuchs, das speziell für Kinder im Alter von 4 bis 8 Jahren entwickelt wurde, um das sensible Thema der elterlichen Sucht anzusprechen.
Über die Handlung von Boby der Hund
Boby ist ein fröhlicher Hund, der die Zeit mit seinem geliebten Herrchen Fred genießt. Doch als Fred ihn zunehmend durch seine Sucht vernachlässigt, fühlt sich Boby einsam und unverstanden.
Die Unberechenbarkeit von Freds Verhalten verunsichert den kleinen Hund zutiefst. Er hat Angst, ist wütend und traurig – und Freds „schlechte Tage“ werden immer schlimmer und häufiger.
Boby wundert sich darüber, was er falsch gemacht haben könnte, um eine solche Behandlung zu verdienen. Erst durch die Hilfe seines Nachbarshundes Felix erfährt er, dass Fred krank ist und Hilfe benötigt.
Dieses Verständnis bringt dem Hund endlich Erleichterung. Er begreift, dass Freds Verhalten nichts mit ihm zu tun hat und dass er nicht allein ist. Es gibt andere, die ebenfalls kranke Herrchen haben, und Freunde wie Felix, die ihn unterstützen.
Mein Eindruck zum Buch
Ursprünglich 2007 veröffentlicht, erfuhr das Buch „Boby der Hund“ 2016 eine Überarbeitung mit neuen Illustrationen von Gaelle Pecoraro. Herausgegeben wird das Buch von der Stiftung Sucht Schweiz – und zwar kostenfrei.
Mit ihrem Projekt hat die Sucht Schweiz eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe übernommen: Sie versucht, ein so ernstes Thema wie die elterliche Sucht auf eine Weise zu vermitteln, die für Kinder im Alter von 4 bis 8 Jahren verständlich ist.
Die Herausforderung besteht darin, eine Sprache, eine Erzählweise und einen Zugang zu finden, die es den jungen Lesern ermöglichen, das Thema zu erfassen, ohne überfordert zu werden. Dies ist der Stiftung Sucht Schweiz mit der Verwendung der Metapher von Boby dem besorgten und verwirrten Hund gelungen.
Die Informationen sind kindgerecht präsentiert und sind daher auch für die Kleinsten gut verständlich. Die prägnanten Texte werden durch einfach gestaltete Illustrationen unterstützt, die das Verständnis des Inhalts erleichtern und das Interesse der Kinder wecken.
Und auch wenn das Buch nicht mit dem klassischen „Happy End“ schließt – die Stiftung Sucht Schweiz hütet sich davor, ein Versprechen zu geben, das womöglich nicht eintritt – so hat es doch eine positive Note.
Fred hört nicht auf zu trinken. Doch das muss er auch nicht. Boby weiß nun, dass er nicht allein ist und dass Freds Verhalten nicht seine Schuld, sondern die Schuld der Krankheit ist. Beide Aspekte fördern nachgewiesenermaßen die Widerstandsfähigkeit der Kinder.
Mit Boby der Hund gelingt es der Stiftung Sucht Schweiz auf einfühlsame Weise, ein schwerwiegendes Thema anzusprechen und Kindern in einer Zeit der Verunsicherung und Einsamkeit Trost und Verständnis zu vermitteln. Damit wird das Buch zu einer wertvollen Ressource für Familien und pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern über das Thema Suchterkrankung sprechen möchten.
Wer von euch hat das einfühlsame Bilderbuch Boby der Hund bereits entdeckt und gelesen? Lasst mich wissen, wie es euch gefallen hat und welche Botschaft es für euch hatte!
Quellen
Boby der Hund (2016). Lausanne: Sucht Schweiz.
Schutzfaktoren/Resilienzförderung: Bunzel et al. (2015). Alles total geheim. Fachstellen für Suchtprävention Sachsen.