Was Sandra Bullock mit diesem Blog zu tun hat

28 Tage ist die Geschichte einer jungen Frau, die durch einen Verkehrsunfall gezwungen ist, ihre Beziehung zu Alkohol zu überdenken.

Zwei Mädchen, die ihre Mutter bewusstlos auf dem Boden liegend finden. Eine kräftige Ohrfeige, um zu testen, ob sie noch lebt und der geübte Übergang zum Alltag, als sie dabei aufwacht. Den Anblick ihrer bewusstlosen Mutter kennen sie schon. So, oder so ähnlich, könnte die Erinnerung erwachsener Kinder alkoholkranker Eltern aussehen. Doch was ich hier beschrieben habe, ist keine reale Kindheitserinnerung, sondern die Szene aus einem Film von Betty Thomas. Ich spreche von 28 Tage, in dessen Anlehnung mein Blog benannt wurde.

Über den Film 28 Tage

Sandra Bullock spielt im Film 28 Tage die alkoholabhängige Gwen Cummings. Foto: Richard Goldschmidt, Wikipedia CC BY 3.0.
Sandra Bullock spielt im Film 28 Tage die alkoholabhängige Gwen Cummings. Foto: Richard Goldschmidt, Wikipedia CC BY 3.0.

28 Tage, ein Film aus dem Jahr 2000, ist eine Tragikomödie mit 103 Minuten Laufzeit. Die Hauptrolle spielt Sandra Bullock, die sich als Gwen Cummings gemeinsam mit ihrem Partner Jasper ihr Leben mit wilden Partynächten um die Ohren schlägt. Generell verbringt Gwen ihr Leben am liebsten in einem betrunkenen Nebel.

So beginnt der Hochzeitstag ihrer Schwester für sie zunächst völlig normal: mit einem Konterbier gegen den Kater. Doch selbst für Gwens Verhältnisse nimmt der Tag einen eher ungewöhnlichen Verlauf.

Im Vollrausch ruiniert sie die Hochzeit ihrer Schwester. Um eine von ihr zerstörte Torte zu ersetzen, „leiht“ sie sich kurzerhand die Limousine des Brautpaars. Ihre Fahrt endet mit einem zerstörten Auto an einer fremden Hauswand – und für Gwen mit dem Aufenthalt in einer Entzugsklinik.

Denn um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, muss sie trocken werden. 28 Tage in einer Klinik voller Regeln und schrulliger Charaktere, in der gesungen wird und in der Zucker die einzige Quelle der Berauschung ist – dort passt die erfolgreiche Journalistin ihrer Meinung so gar nicht rein.

Endet ihre Reise also doch im Gefängnis? Oder wird es dem Party-Girl schlussendlich gelingen, ihren Platz in der Klinik zu finden und ihre Krankheit anzuerkennen? Und wenn ja, wird sie es schaffen, ihre Sucht zu überwinden und ein neues Leben zu beginnen?

Ein unterhaltsamer, aber oberflächlicher Film

Eins gleich vorweg: Wer beim Anschauen eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht erwartet, bleibt bei 28 Tage wohl unbefriedigt zurück. Denn es handelt sich hier eher um eine Komödie mit tragischen Elementen als um ein Drama mit komödiantischen Einschüben.

Wer Filme wie Silver Linings und Vielleicht lieber morgen gesehen hat, bekommt eine Ahnung davon, in welcher Kategorie sich 28 Tage ansiedelt. So wird auch das Finale ganz im Hollywood-Manier gehalten: schön, aber unrealistisch.

Hat man diesen Fakt einmal akzeptiert, entfaltet der Film durchaus seinen Charme. Er hält den ein oder anderen Lacher parat und einige Szenen sind fraglos rührend.

Ein paar Fakten hält der Film dann zudem doch bereit. Die zu eingangs beschriebene Szene gibt beispielsweise einen Einblick in die Kindheit von Gwen und ihrer Schwester, deren Mutter Alkoholikerin war. Gwen ist also selbst das erwachsene Kind einer alkoholkranken Frau – der ausschlaggebende Grund, warum der Blog in Anlehnung an diesen Film benannt wurde.

Der Cast des Films 28 Tage

Doch schauen wir einmal auf den Cast des Films: Sandra Bullock überzeugt in der Rolle der Gwen Cummings, deren Hochs und Tiefs man als Zuschauer bzw. Zuschauerin durchaus mitfühlt.

Auch Azura Skye, manchen vielleicht bekannt durch ihre Rollen in American Horror Story und Riverdale, gelingt es als Andrea, der minderjährigen Zimmergenossin von Gwen, immer wieder ihre Momente zu ergattern.

Neben Sandra Bullock finden sich im Film noch weitere Hollywood-Größen, darunter Viggo Mortensen, der einen berühmten Baseball-Spieler und Patienten verkörpert, sowie Steve Buscemi als Klinikdirektor. Leider überzeugen ihre Rollen nicht vollständig.

Das liegt weniger an mangelndem Talent ihrerseits, sondern an der Tatsache, dass ihre Rollen schlichtweg zu klein, zu oberflächlich sind. Der Fokus liegt klar auf Gwen Cummings und ihrer Entwicklung. Die Nebenrollen existieren nur, um ihr persönliches Wachstum voranzutreiben und zu verdeutlichen.

Was man aus dem Film 28 Tage lernen kann

Durch die Forschung weiß man, dass wir Kinder von alkoholkranken Eltern selbst stark suchtgefährdet sind. Der Weg, den Gwen einschlägt, ist also durchaus nachvollziehbar und realistisch.

Zudem sieht man an Gwen und ihrer Schwester die zwei Extreme, die uns (erwachsenen) Kindern alkoholkranker Eltern nachgesagt werden: Während sich Gwen stets verantwortungslos verhält, scheint ihre Schwester ein extrem verantwortungsbewusster Mensch zu sein.

Auch in Sachen Liebe hält der Film eine wichtige Info über erwachsene Kinder von alkoholkranken Eltern bereit: Zwar wissen wir über Gwens Partner Jasper zu wenig, um ihm eine ausgeprägte Abhängigkeit anzudichten. Es wird jedoch angedeutet, dass er dem Alkohol(ismus) zumindest nahesteht. Damit kommt der Film der Tatsache nach, dass erwachsene Kinder von alkoholkranken Eltern laut den Ergebnissen einiger Untersuchungen eher alkoholkranke Beziehungspartner:innen wählen als andere Personen.

Im Film wird auch deutlich, wie brandgefährlich das für uns als Hochrisikogruppe ist. Ist man selbst trocken, wird das Rückfallrisiko größer. Denn man kommt zwangsläufig in Situationen, in denen Alkohol zu zugänglich ist. Hat man selbst (noch) kein Alkoholproblem, führt eine abhängig trinkende Person womöglich dazu, selbst Alkohol zu missbrauchen.

Selbst wenn man selbst keinen Alkohol konsumiert, bleibt der Alkoholismus im eigenen Leben weiterhin präsent. Sind dann noch Kinder im Spiel, beginnt der Sucht-Kreislauf von vorne (wie ihr den Teufelskreis durchbrechen könnt, erfahrt ihr übrigens hier).

Unterhaltung fürs Herz

28 Tage schreibt mit Sicherheit keine Filmgeschichte. Der Tiefgang, der für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholismus notwendig wäre, ist im Film schlichtweg nicht vorhanden. Vieles wird zu schnell, zu romantisiert und zu vereinfacht dargestellt.

Im Gegensatz zu Kritikern wie James Berardinelli, der den Film als unrealistisch bezeichnet, nehme ich dem Film diese Oberflächlichkeit aber nicht so übel. Nimmt man ihn als das, was er ist, nämlich leichte Unterhaltung á la Hollywood, kann man durchaus seinen Spaß damit haben.

Schlussendlich ist es einer dieser Filme, die ich gerne Herzensfilme nenne, denn beim Schauen wird einem wohlig-warm ums Herz. Gerade bei einem ernsten Thema wie Sucht ist so ein Feel Good-Movie für mich eine willkommene Abwechslung.

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